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Regenwald Report in meinem Briefkasten

Ein Heft im Briefkasten: Regenwald Report „Rettet den Regenwald e.V.“ Mhhh ok.
Ich habe nie etwas dafür gespendet bisher und weiß nicht so recht warum das bei mir in der Post landet, aber ich bin die absolut exakt bestimmte Zielgruppe. Zufall?
Auf dem Titelblatt „Sojaproduktion – keinen Regenwald auf den Teller!”. Und als Unterthemen: Monsanto-Argentinien und ein Spendenprojekt für den Bergregenwald. Zur Titelstory über die der Sojafelder wo mal Regenwald war ist ein Bild über die ganze Seite zu sehen: ein Baum, ein Leopard, zwei bunte Aras, einer fliegt weg, ein bisschen grünes Gestrüpp, daneben ein paar Baumstümpfe, auf einem Ast des Baumes – ich glaube ein Urang Utan soll es sein – all das gezeichnet auf einem ebenfalls gezeichneten Teller auf dem eine Hand mit einem Messer schneidet. Auch gezeichnet, ich vermute Aquarell oder Buntstift müsste es sein. Ich wundere mich. Wo ist hier das gezeichnete Schnitzel?

Mein Biosojaaufstrich kann wohl mit „Regenwald auf dem Teller…“ kaum gemeint sein, oder mein Biosojajoghurt, die dafür verwendeten Sojabohnen stammen aus Österreich. Auf meinem Teller landet schon lange kein Regenwald mehr.  Seit 2009. Seit ich vegan lebe.
Oder zumindest nurnoch sehr sehr wenig Regenwald. Schließlich wird ja auch Palmöl überall reingemischt.

Wo ist das Schwein, die Kuh, das Huhn auf dem Titelbild? Auf dem Teller? Sie sind doch dazu verdammt, dieses für sie unnatürliche Kraftfutter zu essen. Genauso wie die Menschen die in Argentinien um die Felder leben dazu verdammt sind, Monsantos Roundup aus der Luft bis in ihre Wohnungsfenster gesprüht zu bekommen und daraufhin Fehlgeburten und Krebsdiagnosen erhalten. Für unser Fleisch. Für unsere Milch. Für unseren Biosprit auch noch zum Teil. Aber wo zur Hölle ist das auf der Titelseite? Ich meine das ist doch nicht der Stern. Das wird doch nicht zensiert so wie private und öffentliche Medien. Das ist doch nicht Lobbygesteuert. Wobei…seit den WWF Storys weiß man ja nie – auch nicht mehr bei Naturschutzprojekten. Schade eigentlich. Aber nehmen wir sie erstmal ernst.
Ich schlage nun neugierig auf und blättere herum. Ok alles Themen mit denen ich mich schon oft ausführlich beschäftigt habe. Themen die ich verschlinge und die ich – bezüglich ihrer Relevanz – schätze. Wunderbar – ein Bild eines Schweins, auch gezeichnet, es steht auf einer Weltkugel mit trockenem aufreißendem Boden, Brasilien zeigt nach vorn und diese Kugel wird von 2 Händen voller Sojabohnen gehalten. Gute Idee, gut visualisiert, wenn auch schwer zu beschreiben. Darunter steht es: „Soja-Futter zerstört Artenvielfalt“. Gut aber das wars doch noch nicht?

Ich verhalte mich jetzt einfach mal wie ein Durchschnittsberufstätiger der gern mehr Zeit hätte, sie aber nicht hat und blättere einfach mal nur so herum und überfliege alles schnell mit meinen Augen. Hätte ich es nicht aufgeschlagen und nur das Titelbild gesehen und wüsste nicht selbst schon bescheid, und angenommen ich wäre nicht vegan, ich hätte vielleicht den nächsten Veganer angemeckert er soll doch weniger Tofu essen während ich mir meine Currywurst in den Mund schiebe. Das kanns doch auch nicht sein, oder? Das muss doch gleich auf den ersten Blick besser kommunizieren. Ich blätter mal weiter.

Gut hier ist der Hauptartikel „Keinen Regenwald auf den Teller!“ In der Unterzeile ist der Anfang der Einleitung „Fleisch muss heute billig sein“. Als nächstes schnappe ich die Worte Tierfabriken, Rinder, Schweine, Hühner, Puten, Rekordzeit, gemästet, Soja-Kraftfutter, Menschen, Natur auf.

Gegenüber hervorgehoben „für jedes Kilo Schweinefleisch werden 540 Gramm Sojaschrot verfüttert.“ Gegenüber aus der Vogelperspektive riesige Monokultursojafelder mit ebenso riesigen 24 Mähdreschern die ein Dreieck zum Betrachter bilden. Darunter traurig schauende, zusammen gepferchte Schweine hinter Gitterstäben. Sie stehen im dunklen, leicht geduckt, hoffnungsvoll, neugierig, aber leidend. Jeder Mensch mit einem Mindestmaß an Empathie kann das nicht länger als 3 Sekunden ansehen. Ok so weit so gut nichts neues – zumindest für mich.

Auf der nächsten Seite freue ich mich neben einem abgedruckten Stück Fleisch auch die Milchtüte, den Käse und ein Ei zu sehen. Direkt daneben eine übersichtliche Infografik über den Sojafußabdruck deutscher Tierfabriken gegliedert in Schweinefleisch, Rindfleisch, Hühnerfleisch und Milchprodukten. Darunter Hauptanbauländer und Sojaanbaufläche als Kuchengrafik für deutsche Tierproduktion. Wäre ein hübsches Tatoomotiv für meine Stirn. Nein Spaß beiseite. Dazu gibt es viele Infotexte. Übersichtlich und kurz, es scheint auch für Einsteiger wirklich plausibel erklärt zu sein. Diese Grafik werde ich sicher noch einscannen und evt. auch hier einmal hochladen. Der Folgeartikel ist auch ein Thema mit dem ich mich mittlerweile auskenne „Monsanto: Widerstand gegen Gentechnik wächst.“. Nun bin ich erstmal froh, dass ich zumindest wenn ich das Heft aufschlage allein schon beim Überfliegen genau die relevanten und aufklärenden Infos direkt serviert bekomme ohne lesen zu müssen – also kann sich selbst der der keine Zeit hat informieren.

Und ich musste nicht mal nur so tun, als ob ich auf dem Sprung bin. Ich muss nun wirklich los.